Seligenstadt - Fachwerk, kaiserliche Pfalz und ein Klostergarten- Mittelalter pur!

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Seligenstadt - Fachwerk, kaiserliche Pfalz und ein Klostergarten- Mittelalter pur!

Seligenstadt ist einen Besuch wert! Die Gassen sind schön, die Gärten sind üppig und die Menschen freundlich. Im ehemaligen Benediktiner Kloster serviert man donnerstags ein ofenfrisches Brot nach alten Rezepten. Man promeniert durch den Klostergarten, schlemmt ein Eis am Main Ufer oder gönnt sich ein Gläschen Wein in einer der vielen einladenden Gaststätten. Kleine Läden und das bunte Markttreiben lassen das Gefühl von Zeitlosigkeit entstehen. Das Städtchen besticht durch seine malerische Lage und durch sein reichverziertes Fachwerk. Es ist ein Städtchen zum Verlieben! Wird man in Seligenstadt selig? Ich immer! Aber wie kommt ein Ort zu so einem außergewöhnlichen Namen?

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Die alten Römer haben die Vorzüge der geographischen Lage zwar auch schon erkannt und hier ein Kohortenkastell errichtet, aber den Ort nannten sie damals eher prosaisch Obermühlheim. Als die Franken kamen, setzten sie sowohl die Bebauung als auch die Namensführung fort.
Dann beginnt es interessant zu werden. Und es ist wieder einmal Karl der Große, der in der Legende mitspielt. Er hat hier in der Nähe einiges Großes geleistet – Frankens Furt entdeckt, die Justinuskirche in Höchst gegründet. Und in Seligenstadt durfte er auch nicht fehlen! Es war nämlich so:
Seine Tochter, Prinzessin Emma, entflammte in unbezwingbarer Liebe für den königlichen Berater, Freund und Biografieverfasser Einhard. Nichts konnte das ungleiche Paar trennen. Da die beiden mit der Zustimmung des Königs nicht rechnen konnten, entschieden sie, zu fliehen. Der König war untröstlich. Er suchte nach Emma, aber vergebens. Jahre vergingen. Er wurde immer trauriger und niedergeschlagener. Und als er in einer Gaststätte von Obermühlheim einen Pfannkuchen kostete, erkannte er die unverwechselbare Rezeptur seiner geliebten Tochter! „Selig sei die Stadt genannt, da ich meine Tochter Emma wiederfand“ – ruft Karl, und tauft somit Obermühlheim um! Dafür gibt es Beweise in der Stadt! Ja, wirklich! Wenn Sie aufmerksam durch die Gassen laufen, finden Sie diesen Spruch an einer der Fassaden.

Soviel zur Dichtung. Und was ist mit der Wahrheit? Fakt ist, dass Einhard der Biograf des Königs war und eine Ehefrau namens Imma hatte. Der Ort wird erstmals allerdings 1012 so schriftlich erwähnt. Die Wahrheit ist, dass Einhard Seligenstadt ein Jahr nach dem Tod von Karl dem Großen im Jahr 815 von dessen Sohn Ludwig geschenkt bekam. Ihm wurde auch die Erlaubnis gegeben, ein Kloster zu gründen. Um 830 begannen die Bauarbeiten. In dieser Zeit erhielt der Ort die heute noch sichtbare Struktur.
Einhards Basilika und der Klostergarten sind bis heute ein Touristenmagnet. Auch im 9. Jhd. wollte man die Händler und Pilger für sich gewinnen. Sie umzuleiten war nicht einfach, aber das war es nie. Einhard entschied sich, sichere Wege zu gehen. Reliquien müssten her! Und zwar wundertätige.
Der Plan war nicht so kompliziert, wie man denkt. Im Jahr 827 hatte er bereits die Gebeine der heiligen Marcellinus und Petrus aus Rom „entwendet“. Der Raub der Reliquien ist einen Kriminalroman wert! Am Ende ruhten sie nicht mehr in den römischen Katakomben, sondern in einer extra dafür gebauten Kirche in Steinbach bei Michelstadt, die auch einen Besuch wert ist, wenn Sie sich für die karolingische Architektur interessieren.
Das Dilemma war, wie erklärt man den Gläubigen und Pilgern den Umzug? Mit dem Gemütszustand der heiligen Knochen! Man stellte fest, dass die Reliquien in Steinbach unglücklich seien. Heute würde es uns schwerfallen, den Willen der Gebeine zu erforschen, aber im 9. Jhd. ging man damit ungezwungener um. Einige der Diener von Einhard wurden von Traumerscheinungen heimgesucht. Und spätestens nach dem „blutschwitzen“ der Reliquien wurde es eindeutig, die Heiligen fühlten sich in Steinbach nicht wohl.
Im 12. Jhd. fand Friedrich Barbarossa Gefallen an diesem Ort am Main und ließ hier seinen Kaiserpalast, das Palatium bauen. Seit 1240 profitierte der Ort zusätzlich von der Frankfurter Messe. Die Kaufleute aus Nürnberg und Augsburg wurden von kaiserlichem Geleit durch Seligenstadt geführt und durften hier ihre letzte Rast vor Frankfurt einlegen. Heute noch gibt es alle vier Jahre das große Kostümfest mit dem Löffeltrunk. Dabei geht es darum, einen Liter Wein aus einem Riesenlöffel mit einem Zug zu leeren. Die Traditionen werden hier gepflegt!

Der nächste prominente Name, auf welchen man in Seligenstadt stolz ist, ist Hans Memling, eine anerkannte Renaissance Größe in der Malerei. Er ist um 1435 in Seligenstadt zur Welt gekommen. Seine Eltern starben vermutlich in seiner Kindheit an der Pest. Danach verliert sich die Spur. Erst dreißig Jahre später 1465 taucht er als Bürger der Stadt Brügge auf und wird zu einem großen deutschen Maler niederländischer Schule. Seine Bilder schmücken heute Wände im Louvre, im Prado oder in der National Gallery in London.

Epidemien, der Bauernaufstand und die Auflösung des Benediktinerklosters folgten.
Und heute? Wenn man heute in das entzückende Städtchen Seligenstadt kommt, wird man für ein paar Stunden selig!
Von Frankfurt aus kann man am Main entlang radeln. Danach, wenn man müde ist, geht es auch mit der Bahn zurück.